Verfolge deinen Migränezyklus

Das MigräneGehirnRadar™ ist eine neue Möglichkeit, deinen Migränezyklus mit einfachen, wissenschaftlich fundierten Aufgaben zu erfassen – inspiriert von Patientenerfahrungen, verankert in der Neurowissenschaft.

Das Tool ist derzeit noch kein validiertes Prognoseinstrument, sondern ein explorativer Ansatz zur Sichtbarmachung verborgener Muster. Die wissenschaftliche Validierung ist in der Vorbereitung.

Der MigraineBrainRadar™: Ein konzeptionelles Diagramm, das die Leistung bei Wahrnehmungsaufgaben entlang einer kortikalen Hierarchie zeigt – entwickelt aus Patienteneinblicken und nun in klinischer Validierung.

Jesus-im-Toast-Aufgabe

Das Migräne-Gehirn ist besonders.

Jedes Gehirn erkennt Gesichter in Toast, Wolken oder dem Mond, weil ein evolutionär geschärfter Detektionsmechanismus schnell und ungenau „Fehlalarme“ auslöst, bevor langsamere Prozesse das Bild korrigieren.

In den folgenden Bildern ist es diesmal kein Fehlalarm: Wir haben Gesichter digital in Toast „gebrannt“, sodass man Jesus (links) oder Aphrodite (rechts) erkennen kann – und daraus eine Schwellenwert-Aufgabe entwickelt.

Jesus im Toast
Jesus im Toast
Aphrodite im Toast
Aphrodite im Toast

Was wird getestet: Deine Tendenz, in vagen oder unklaren Bildern bedeutungsvolle Muster wie Gesichter zu erkennen – ein Phänomen namens Pareidolie.

Wie es funktioniert: Du siehst unscharfe oder verrauschte Bilder (z. B. Toastmuster oder Wolken). Manche enthalten versteckte Gesichter oder Formen, andere sind reiner „visueller Lärm“. Du gibst an, ob du etwas erkennst – z. B. ein Gesicht – und wie sicher du bist.

Warum das wichtig ist: Die Aufgabe zeigt, wie dein Gehirn Lücken füllt und Ordnung in das Chaos bringt. Eine ausgeprägte Pareidolie kann auf erhöhte Mustervervollständigungsprozesse hindeuten – relevant für Migräne, Psychosen und Kreativität. Wahrnehmung ist kein passives Sehen, sondern aktives Interpretieren.


Glass-Pattern-Aufgabe

Glass-Muster
Glass-Muster

Was wird getestet: Deine Fähigkeit, aus scheinbar zufälligen Punktpaaren eine Gesamtform wie einen Kreis oder eine Spirale zu erkennen.

Wie es funktioniert: Viele kleine Punktpaare sind auf dem Bildschirm zu sehen. Einige davon formen eine übergeordnete Struktur, andere sind zufällig verteilt. Du gibst an, ob du eine bestimmte Form erkennst – z. B. eine Spirale oder nur Rauschen.

Warum das wichtig ist: Diese Aufgabe testet, wie gut dein Gehirn bedeutungsvolle Muster aus einem verrauschten Hintergrund extrahieren kann. Menschen mit Migräne benötigen möglicherweise einen höheren Anteil an geordneten Paaren, um die Form zu erkennen – ein Hinweis auf veränderte visuelle Integration.


Wasserfall-Aufgabe

Was wird getestet: Die Fähigkeit deines Gehirns, auf Bewegung zu adaptieren – also wie lange bewegungsempfindliche Nervenzellen nach einer Reizphase „erschöpft“ bleiben.

Wie es funktioniert: Du schaust für einige Sekunden auf fallende Punkte (wie ein Wasserfall). Dann erscheint ein unbewegtes Muster – es scheint jedoch in die entgegengesetzte Richtung zu „fließen“. Du gibst an, wie lange dieser Bewegungseindruck anhält.

Warum das wichtig ist: Menschen mit Migräne – besonders mit Aura – erleben oft länger anhaltende Nachbilder. Das spricht für eine verlängerte Erholungszeit im visuellen Kortex und eine generelle Übererregbarkeit.


Vertikale Bewegungsaufgabe

Was wird getestet: Deine Fähigkeit, die Richtung vertikaler Bewegung zu erkennen – also ob sich Punkte aufwärts oder abwärts bewegen.

Wie es funktioniert: Viele Punkte werden gezeigt. Einige bewegen sich gemeinsam nach oben oder unten, andere zufällig. Du sollst angeben, ob die Gesamtbewegung auf- oder abwärts geht.

Warum das wichtig ist: Personen mit Migräne benötigen eine größere Anzahl gleichgerichteter Punkte, um die Richtung korrekt wahrzunehmen. Das deutet auf eine verringerte Bewegungssensitivität zwischen den Attacken hin.


Horizontale / schräge Bewegung

Horizontale und leicht schräge Bewegungen (links/rechts) werden im Gehirn anders verarbeitet als vertikale. fMRT-Daten und Patient:innenberichte zeigen eine funktionell-anatomische Anpassung, die horizontale Bewegungen bevorzugt – vermutlich wegen ihrer ökologischen Bedeutung (z. B. Blick in die Ferne, Navigation).

Vier aufeinanderfolgende Skizzen eines wandernden Skotoms – 1994 von Karl Lashley gezeichnet – zeigen eine verstärkte kortikale Darstellung entlang des Horizonts.

Was wird getestet: Deine Fähigkeit, schräge Bewegungen zu erkennen – z. B. eine Bewegung nach rechts unten oder links oben.

Wie es funktioniert: Ähnlich wie bei der vertikalen Aufgabe, aber hier bewegen sich die Punkte schräg. Du entscheidest, ob die Bewegung links- oder rechtsgeneigt war.

Warum das wichtig ist: Die Aufgabe prüft, ob Menschen mit Migräne Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung nicht-linearer Bewegungen haben – ein möglicher Hinweis auf selektive Schwächen im Bewegungssystem des Gehirns.


Orientierungsaufgabe (vertikal/horizontal/schief)

Was wird getestet: Wie gut du die Ausrichtung vieler kurzer Linien erkennen kannst – z. B. ob sie überwiegend vertikal, horizontal oder schräg verlaufen.

Wie es funktioniert: Du siehst viele kurze Linien. Einige sind in eine Richtung (z. B. vertikal) ausgerichtet, andere sind zufällig geneigt. Du gibst an, in welche Richtung das Gesamtbild zeigt.

Warum das wichtig ist: Diese Aufgabe misst, wie gut dein Gehirn Muster inmitten von Störsignalen erkennt. Menschen sind generell schlechter im Erkennen schräger Linien – ein Effekt, der Schrägheits-Effekt genannt wird. Bei Migräne könnte dieser Effekt besonders ausgeprägt sein.


Kontrastempfindlichkeit

Was wird getestet: Deine Fähigkeit, feine Unterschiede zwischen hell und dunkel zu erkennen – z. B. bei schwachen Streifenmustern oder verschwommenen Texturen.

Wie es funktioniert: Du siehst Muster aus hellen und dunklen Streifen (sogenannte Gratings), die sich in Kontrast und Abstand unterscheiden. Manche sind deutlich sichtbar, andere kaum. Du gibst an, ob du ein Muster erkennst und ggf. seine Ausrichtung.

Warum das wichtig ist: Menschen mit Migräne empfinden visuelle Reize oft als unangenehm – besonders kontrastreiche Muster. Diese Aufgabe misst, wie ihr Gehirn Kontrast verarbeitet: mit erhöhter oder reduzierter Empfindlichkeit, je nach Frequenz. Das hilft zu verstehen, wie Migräne die frühe visuelle Verarbeitung beeinflusst – auch zwischen den Attacken.